Quartiersmanagement in Engelskirchen

Unsere Kirchengemeinde unterstützt seit einiger Zeit das Projekt „Quartiersmanagement“ in Engelskirchen. Und so möchten wir auch die guten Gedanken des Projektleiters, Dr. Thomas Nonte unter der Überschrift „Weihnachten mit Corona“ mit Ihnen und Euch teilen:

Corona, Beschränkungen und noch wochenlang Lockdown – Was heißt das für unsere Gemeinde?
Ja, ich weiß, eigentlich will keiner mehr etwas von Corona hören. Ich eigentlich auch nicht. Wir sind alle pandemiemüde und sehnen uns danach, uns wieder freier bewegen und leben zu können. Aber es wird noch eine Weile dauern, bis genügend Menschen geimpft sein werden, um die Beschränkungen spürbar lockern zu können. Darüber müssen wir uns, trotz aller Sehnsucht und trotz Weihnachten, klar sein. Wenngleich die Regeln, menschlich nur allzu verständlich, über die Feiertage gelockert werden sollen, so heißt das doch im Umkehrschluss, dass danach die Infektionszahlen wieder sprunghaft ansteigen werden. Folglich können wir getrost davon ausgehen, dass dann die Beschränkungen erneut verschärft werden müssen, denn unser Gesundheitssystem ist bereits weitgehend ausgelastet.

Doch was bedeutet das für uns und unsere Gemeinde?
Die Einsamkeit vieler Menschen, die bereits vor der Pandemie zurückgezogen lebten, wird mittlerweile fast unerträglich. Das Vereinsleben ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Kinder und Jugendliche verstehen die widersprüchlichen Hygieneregeln nicht mehr, die sie einerseits in der Freizeit in die Isolation zwingen, gleichzeitig aber den Schulbetrieb und die körperliche Enge in überfüllten Bussen erzwingen. Handel, Dienstleister, Hotels und Gastronomie sind am Boden. Umsatzverluste von 35 bis 95% führen sie an den Rand der Existenzfähigkeit. Die Zahl der GottesdienstbesucherInnen ist eingeschränkt, kirchliches Gemeindeleben kann kaum noch stattfinden. Künstler und Freischaffende stehen am Abgrund, denn sie haben weder Einkommen noch Kontakt zu ihrem Publikum. Ein düsteres Szenario, das uns alle belastet.

Doch darauf nimmt das Virus keine Rücksicht. Es hilft nichts zu jammern, wir müssen da durch!
Zum Glück gibt es viele Ehrenamtliche, die sich einsetzen, die anderen ihre Hilfe anbieten, die etwas gegen die drohende Vereinsamung der Menschen unternehmen. Ihnen gilt unser aller Dank in diesen dunklen Tagen. Viele Familien sind enger zusammengerückt, nehmen sich selbst wieder als Anker und Hort der Geborgenheit wahr und finden wieder Zeit für- und miteinander. Viele haben wieder den Weg zum Gebet gefunden und wenden sich mit ihren Sorgen an Gott.
Es ist also nicht alles so dunkel, wie es auf den ersten Blick scheint. Dinge, die wir im gewohnten Alltag oftmals vergessen hatten, gewinnen wieder an Bedeutung. Das wird uns hoffentlich über Corona hinaus erhalten bleiben.
Wenn wir jedoch unsere Gemeinde attraktiv und lebenswert erhalten wollen, müssen wir auch an die denken, die unser alltägliches Leben deutlich prägen. Vereine, Künstler, Handel und Dienstleister, Gastronomie und viele mehr brauchen gerade jetzt unsere Solidarität und Hilfe. Natürlich ist es bequemer, bei den großen Online-Händlern einzukaufen, doch das geht zu Lasten unseres örtlichen Handels. Viele Händler stehen bereits mit dem Rücken zur Wand und wissen kaum noch ein noch aus. Natürlich macht Kochen Spaß und ist ein wichtiges Puzzlesteinchen in Sachen Umwelt, Nachhaltigkeit und Familienleben. Aber vielleicht besteht auch die Chance, das ein oder andere Essen im Restaurant des Vertrauens zu bestellen und dort abzuholen. Natürlich können wir Bücher, Musik und Kunstwerke ebenfalls online beziehen, doch wäre nicht auch die Alternative denkbar, die Liefer- und Serviceangebote unserer ansässigen Händler und Künstler zu nutzen? Die großen Online-Händler profitieren mit Verdopplung ihrer Umsätze von der Pandemie, während unsere eigenen Anbieter vor Ort ums Überleben kämpfen.
Wäre es nicht gerade jetzt, in der Krise einer Pandemie, aber auch in der hoffnungsbringenden Adventszeit ganz besonders wichtig und richtig, dass wir uns vor Ort mit den wesentlichen Dingen versorgen?
Smartphones und Online-Treffen bieten die Möglichkeit, sich virtuell zu treffen, einander vorzulesen, sich zu unterhalten, zu musizieren oder gemeinsam zu beten.
Ich persönlich halte dies für wichtige Gesten der Nächstenliebe und der Solidarität. Schließlich möchte ich in Engelskirchen alt werden. In einem Engelskirchen, das weiterhin vielfältig, lebens- und liebenswert ist, in dem ich mich versorgen kann und das in einer der schwersten Krisen der letzten Jahrzehnte zeigt, wie man zusammenhält.
Meine Frau und ich haben uns deshalb gegen online-Handel und für den lokalen Einkauf entschieden. Ab und zu, ein paar Mal mehr als sonst, beziehen wir unser Essen aus dem Restaurant, obwohl wir beide es lieben zu kochen. Unsere Geschenke kaufen wir übrigens auch vor Ort. Die Auswahl ist groß. Unsere Telefonrechnung ist gewachsen, nun gut. Damit können wir leben, da viele andere Freizeitausgaben weggefallen sind. Es geht also und es tut gut!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine besinnliche, stress- und angstfreie, vor allem aber eine gesunde Adventszeit.

Ihr
Dr. Thomas Nonte
Quartiersmanagement Engelskirchen